In meiner wegbegleitenden Praxis melden sich zunehmend mehr Menschen, die über Trauma und/oder polyvagale Theorie gelesen bzw gehört haben. Zumeist handelt es sich um Informations-Puzzleteile, die durch verschiedene (Online-)Kanäle ins kollektive Bewusstsein einfließen. Mir scheint es wichtig, Zusammenhänge herzustellen, damit neurobiologisches Wissen als nahrhafte Ergänzung zu bisherigen therapeutischen Wegen einfließen kann und nicht mit Erlösungsphantasien belastet wird. Deshalb möchte ich dem Newsletter gerne im Laufe des Jahres 2020 regelmäßig Wissen zu somatischer Intelligenz voranstellen, dass sich aus meinen therapeutischen und wissenschaftlichen Lernfeldern speist. Besonders Gerald Hüther, Peter Levine und Marianne Bentzen haben mich nachhaltig mit ihren Erkenntnissen und therapeutischen Tools beindruckt. Diese Werkzeuge, die tägliche Arbeit in der Praxis mit Menschen und der Austausch mit KollegInnen aus verschiedensten Disziplinen bilden die Basis meines Tuns und eröffnen neue Blickwinkel.
Die Literaturhinweise findet ihr auf der Webseite http://www.wegbegleitung.at/trainers/
Um selbst-wirksam sein zu können, brauche ich Bewusstsein über die Bewegungmuster meiner urspünglichen Lebensenergie und dessen, was sie blockiert. Eine Möglichkeit, dieses Bewusstsein zu entwickeln, ist, das autonome Nervensystem als grob- und feinstoffliche Energie im Körper spüren und tracken zu lernen. Als Basis unseres Instinkts und unserer Überlebensenergie ist es ein ehrlicher Informant über unsere Beziehung zu uns selbst und unserer Umwelt. Ein kleines Beispiel: Die neuronale Struktur unseres Darms (Viszera) sendet 9 sensorische Impulse an verschiedene Zonen im Gehirn, während im Verhältnis dazu 1 motorisches Signal vom Gehirn in die Organe entsandt wird. Anders formuliert, können wir unsere innere Sicherheit, das subjektive Gefühl von Sicherheit, als Wohlgefühl im Bauch spüren. Fühle ich mich mit mir selbst verbunden (sicher), entwickelt sich aus mir eine authentische Hinwendung zur Welt, eine Neugier auf das Leben.
Studien zeigen, dass weiße (Denk-)Substanz in den Nervenzellen des Darmes angelegt ist, wir könnten tatsächlich von einem „Darmhirn“ sprechen. Ein einfaches Interesse an und bewusster Zugang zu diesen Informationen schafft Raum, um unsere somatische Intelligenz erspüren zu lernen um uns nach und nach wieder auf unser Bauchgefühl zu verlassen. Aus philosophischer Sicht könnten wir Frieden schließen mit dem Tier in uns und damit beginnen, den Hirnstamm (das Reptilienhirn) als wesentlichen, ursprünglichen Teil unseres Seins wertzuschätzen anstatt im freudianischen Sinn als unkontrollierbares ES zu fürchten.
Ähnlich verhält es sich mit der emotionalen Intelligenz unseres biologischen Herzens. Messbare elektromagnetische Wellen ermöglichen uns, in einem Umkreis von 3-5 Metern feinstoffliche Informationen zwischen zwei Menschen wahrzunehmen. Je mehr wir uns dieser Präsenz bewusst sind, desto besser können wir uns von unangenehmen Energien abgrenzen und uns angenehme Beziehungsräume suchen. Mehr dazu im nächsten Newsletter im Mai.
Meine Arbeit, Wegbegleitung, ist darauf fokusiert, somatische Intelligenz und emotionale Intelligenz mit unseren kognitiven Fähigkeiten zu verbinden. In dieser Verbindung nutzen wir alle Bereiche unseres über Jahrtausende gewachsenen dreieinigen Gehirns (Reptilienhirn, limbisches System und Großhirn). Daraus vermag Bewusstsein zu erwachsen, in dem unsere gesamte Existenz Raum findet und zunehmend mehr Bewusstheit angstvolle Projektionen und leidvolle Muster durchdringt. So kann eine entspannte Kultur des Vertrauens wachsen, neben der alte Abwehrmechanismen immer weniger notwendig sind. Das ist für mich Friedensarbeit, in und am Menschen.